Was uns wieder nach draußen drängt, sind das Licht und die Luft, die Verheißung auf Neues und die einfache Lust auf Vertrautes. Sowieso das gemeinsame Erleben. All das bringen Hans Mutschlechner und sein Team mit dem Olala-Straßentheaterfestival zum 30. Mal nach Lienz, und zwar auf die Festival-Gelände vor der Stadt.

Er macht das Beste daraus. Eigentlich wie immer. Doch Olala-Initiator Hans Mutschlechner spricht in diesem Jahr „von einer Extra-Herausforderung in dieser sensiblen Zeit. Wir verlassen mit dem Olala heuer die Straße“, sagt er. „Dieses sonst so bunte Treiben in der Stadt, dass die Leut‘ wirklich fasziniert hat. Da war die Fröhlichkeit, die Vielfalt der Farben und Eindrücke, die ganze Poesie. Es war eine ganz andere Atmosphäre als sonst. Die können wir heuer nicht präsentieren.“ Doch er ist optimistisch, dass das Programm auf den beiden Festivalgeländen außerhalb der Innenstadt gut angenommen wird. Zurecht.

Das sieht man nur einmal

Hans blättert im Programm. Er zeigt auf diese und jene Künstlerinnen und Künstler, erklärt hierzu, erzählt dazu. Sie kommen aus Spanien, Australien und Argentinien, aus Belgien und Österreich, aus Großbritannien, Ungarn, Deutschland und Frankreich sowie aus den Niederlanden. Es wird getanzt, auch auf dem Seil, jongliert und musiziert. Und wenn auch in diesem Jahr kein eigenes Kinderprogramm stattfindet, so ist jede Darbietung etwas für die ganze Familie. „Kinder, die vor 30 Jahren kamen, kommen heute wiederum mit ihren Kindern“, sagt Hans. Olala in Osttirol sei etwas, was komme und gehe. „Das sieht man nur einmal. Wir haben Produktionen, die zweimal sieben Minuten dauern. Und dafür fliegen die Künstler aus Amerika hierher.“

23.07.2019, Oesterreich, Lienz, Moosalm, 28. Int. Strassentheaterfestival OLALA, Im Bild Organisator Hans Mutschlechner – Brunner Images 2019, Foto: Brunner Images / Philipp Brunner


Immer einen Schritt vor

Genau das macht das Olala aus. „Es steht für eine gewisse Magie, einen Zauber, für Poesie und Skurrilität, für Farben und Emotionen.“ Bilder seien das, was im Gedächtnis bliebe. „Wenn Erwachsene wieder zum Kind werden. Das ist Labsal für die Seele. Und wir merken, wie sich die Leute auf das Olala freuen und wie lange sie danach noch davon reden.“


Waren es sonst Tausende Menschen, die sich die Parade durch die Stadt angesehen haben, geht Hans heuer von 400 Besuchern pro Veranstaltung aus. Wenn eines sich aber nicht geändert hat, dann die Qualität. „Wir haben uns von Beginn an von Klamauk und Gauklertum distanziert“, resümiert er. Sein Liebkind sei immer schon der Neue Zirkus gewesen, der Cirque Nouveau, der in Frankreich vor 40 Jahren seinen Anfang genommen hat. Er selbst sei mit seinem Straßentheaterfestival mit allen Neuerungen immer wieder einen Schritt vorgegangen.

Anregung zum Nachdenken

Eines seiner Erfolgsgeheimnisse: die Künstler zusammenhalten wie eine große Familie. „Das war vielen wichtiger als ein großes Honorar“, sagt er und lehnt sich zurück. „Wir haben immer mit Charme, Humor und Herz gearbeitet.“ Routine sei in all den Jahren keine eingetreten. Natürlich spielt auch das Wetter immer eine Rolle. Vor allem heuer darf es nicht allzu windig werden: Die Hauptattraktion – „The Man“ – ist eine 13 Meter hohe aufgeblasene Skulptur. Sie wird vom 29. bis zum 31. Juli auf dem Hauptplatz zu sehen sein. „Ein spektakulärer Blick“, freut sich Hans schon – aber auch eine riesige technische Herausforderung. Rodins berühmte Skulptur „Der Denker“ gab der australischen Künstlerin Amanda Parer den Anstoß zu diesem Kunstwerk. „Es passt in unsere Zeit“, erklärt Hans.


„Verändern können wir die Welt damit nicht, aber jeder kann sich seine eigene Meinung bilden. Und das andere Programm ist bewusst so gestaltet, dass die Leut‘ auch herzhaft lachen dürfen.“

Ganz weit weg und zurück nach Lienz

Er sieht das Olala als „tolles Hobby, auch wenn ich langsam in den Stress-Modus komme“. Immerhin sind es nur noch wenige Tage bis zum Start des Festivals. Er selbst möge die Bühne für sich nicht. Er sei der Genießer im Hintergrund. Im Anschluss, das darf man verraten, fährt er übrigens immer ganz weit weg, Äthiopien, Transsibirische Eisenbahn, in die Welt eben. Dorthin, wo teils auch die Künstler herkommen. „Aber ich komme auch gern wieder zurück“, sagt er. „I bin a stolzer Lienzer.“ Und so darf man hoffen, dass es das Olala noch lange, lange gibt. „Ich mache das, solange ich es schaffe“, sagt Hans, der im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, „und solange ich ein paar Leute habe, die mir helfen und solange es von den Menschen angenommen und geschätzt wird.“

Weitere Informationen:

www.olala.at



© Kulturfunk, Rami Saarikorpi, Brunner Images, Verein Ummi Gummi


Autorin:
Monika Hoeksema


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