Am 17. September fällt erneut der Startschuss zu „Nüsse knacken – Früchte ernten“. Der vom Regionsmanagement Osttirol konzipierte und organisierte Kompetenzlehrgang richtet sich an Frauen aller Altersklassen. Sie erhalten bis zum Frühjahr 2022 in unterschiedlichen Modulen viele Ideen, Anregungen und die Werkzeuge zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Bilden von Netzwerken. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von Referentinnen mit Wurzeln in Osttirol: Mag.a. Kristina Waltritsch, Dr.in Daniela Ingruber und Nina Aichner.

Nina Aichner: „Dranbleiben!“


Ein Thema, das im vergangenen Jahr an großer Bedeutung gewonnen hat, sind neue Arbeitsformen. Nina Aichner greift dies in ihrem Modul auf – und geht darüber hinaus: „Bei Online-Konferenzen aktiviert man nicht nur ein Tool“, sagt sie. „Vor der Kamera bestimmen auch Komponenten wie Verhalten oder Hintergründe die eigene Präsentation. Und die Frage lautet: Wie kann ich das für mich ausschöpfen?“ Denn: Videokonferenzen werden essentieller Bestandteil der täglichen Arbeit bleiben. „Cloud-Systeme bieten viele Vorteile“, sagt sie. Vom gemeinsamen Arbeiten an Dokumenten bis zu beruflichen Reisen, die einfach gar nicht mehr notwendig seien. Aber man solle sich stets bewusst machen, wie man sich verhalte, um seine Botschaft wirkungsvoll zu vermitteln.

„Jede kann etwas verändern“

Vom virtuellen Meeting ist es nicht weit in die sozialen Kanäle. „Was poste ich? Welchen Kanal nutze ich überhaupt?“, denkt Nina Aichner weiter. Es gibt viele Dinge im virtuellen Bereich, auf die es zu achten gilt, um auch hier auf professioneller Ebene zu kommunizieren.

Sie selbst vor war 20 Jahren selbst Teilnehmerin des Lehrgangs. Das Wichtigste, was sie damals für sich mitgenommen hat: mit Frauen diesen Lehrgang konkurrenzlos zu absolvieren; dazu den Mut und das Bewusstsein, sich aufzustellen und sich zu trauen, in politische Ämter einzusteigen, und zwar in erster Reihe. Die Fachtrainerin engagiert sich selbst in der Politik und rät: „Es geht ums Dranbleiben“, sagt sie. „Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann beim zweiten Mal. Denn jammern hilft nicht, wenn etwas nicht passt. Jede von uns kann ihren Teil beitragen und etwas verändern.

Neues Denken, neue Chancen

Speziell für Osttirol sieht sie großes Potenzial. „Als ich vor 14 Jahren weggegangen bin, war vieles noch nicht möglich“, sagt Nina Aichner, die in Leisach aufgewachsen ist. „Es hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, aber wir diskutieren noch immer über das gleiche Thema. Osttirol hat mehr zu bieten, als häufig gezeigt wird. Und das ist für alle, die ihren Beitrag leisten wollen, eine große Chance. Wir brauchen Frauen – gleich welchen Alters – und mit ihnen ein neues Denken und Zulassen.“ Als Beispiel nennt sie das parteiübergreifende Arbeiten. Die gute Idee zähle und der Beitrag. Und dies gelinge mit Frauen, die den Mut aufbringen, in die erste Reihe zu gehen – und dranbleiben.

Nina Aichner lebt in Kärnten und ist als Unternehmensberaterin in der Personalentwicklung tätig. Die diplomierte Mentaltrainerin coacht Führungskräfte ebenso wie Arbeitssuchende und Lehrlinge. Ein Teilbereich ist die Digitalisierung. „Digitalisierung als Chance“ – denn der Digitalisierung kann sich niemand entziehen – man hat lediglich die Wahl in welchem Umfang man sie in sein Leben lässt.


Dr.in Daniela Ingruber


Die beiden Module „Mentoring“ und „Frau MACHT Politik“ sind Themen, die Daniela Ingruber aufgreifen wird. Ihre grundsätzliche Botschaft für diesen Lehrgang lautet: „Aufstehen und sich getrauen, die eigenen Gedanken zu formulieren“. Die Wissenschaftlerin findet den Lehrgang in Osttirol aus vielerlei Gründen notwendig. Sie spricht von zu vielen Frauen, die „nur“ in Teilzeitjobs arbeiten können oder sich ausschließlich um den Haushalt kümmern.

Gemeinsam Netzwerke aufbauen

Gerade für diese Frauen sei es „ganz, ganz wichtig“, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, aber auch ein Netzwerk zu knüpfen. Ingruber erinnert sich an das Ergebnis vergangener Lehrgänge: „Da wurden Netzwerke aufgebaut, in denen Frauen beruflich und auch privat etwas gemeinsam machen. Es ist etwas entstanden, und das gilt es zu unterstützen.“ Denn: Man müsse nicht allein aufstehen und etwas Neues versuchen. Man könne das auch gemeinsam tun. „Und wenn man dann noch – wie in diesem Lehrgang – die richtigen Werkzeuge bekommt, fällt es leichter, auch einmal energisch zu werden und gleichzeitig ein inhaltliches Back-up zu haben.“

„Macht ist Kraft“

Daniela Ingruber

Die Demokratie- und Kriegsforscherin hat bei ihrer Arbeit vor allem ein Auge auf das  Dreierbündnis Frauen – Macht – Politik. „Es ist unerlässlich, die Zusammenhänge von Macht zu verstehen“, sagt die vielgereiste Beraterin. Macht werde immer nur verliehen. „Wenn man das durchschaut, dass man etwas dazu beitragen kann, dass jemand an der Macht bzw. nicht mehr so mächtig ist, dann scheint mir das ganz hilfreich in Hinsicht auf Emanzipation und weiblicher Entwicklung“, sagt sie. „Auch Frauen können lernen, dass Macht nichts Gottgegebenes ist. Macht klingt immer so negativ, dabei ist Macht an sich nichts Negatives. Auch Frauen dürfen sich Macht nehmen. Denn hinter Macht steht ja nichts anderes als Kraft.“

Kreative Frauen mit hohem Potenzial

Ingruber bleibt beim Thema Kraft: „Ich denke, dass die meisten Menschen diese Kraft haben, aber ganz häufig getraut man sich nicht, oder man wird auch nicht so erzogen, sie wirklich zu benützen. Wenn man sie selbst hat und gleichzeitig bei anderen durchschaut, dann tut man sich auch leichter, mit seinen eigenen Ideen durchzukommen.“ Im Hinblick auf den Bezirk Lienz sagt sie mit Augenzwinkern: „Ich habe festgestellt, dass es in Lienz ganz spannende und kreative Frauen mit hohem Potenzial gibt, und ich glaube, dass das durch den Lehrgang auch sichtbarer für die Gesellschaft werden wird.“

Dr.in Daniela Ingruber arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin an der Donauuniversität Krems (Austrian Democracy Lab) mit den Schwerpunkten Demokratieverständnis, Politische Bildung, die Zukunft der Demokratie und Neue Medien. Zudem ist sie Beraterin von Filmprojekten und -festivals und bereitet NGO-Mitarbeitende auf die Arbeit in Konfliktregionen vor. Als Lektorin ist sie an österreichischen sowie internationalen Universitäten tätig.


Mag.a Kristina Waltritsch


„Meine Marke ICH“ heißt das Modul, mit dem sich Mag.a Kristina Waltritsch und ihre Kursteilnehmerinnen beschäftigen. Ihre Erfahrung zeigte, dass Frauen sich viel häufiger infrage stellen. „Doch ein starkes Wir besteht aus starken Ichs. Beides ist wesentlich“, weiß die Lebens- und Sozialberaterin. Im ersten Schritt können die Teilnehmerinnen unter sich üben, in die eigene Kraft zu kommen. „Aber“, und das betont sie, „immer auf Augenhöhe mit anderen Menschen.“ Sie lege Wert darauf, mit Brückenbauerinnen zu arbeiten und nicht mit Ausgrenzerinnen.

Um jedoch Brückenbauerin zu sein, muss man sich die eigenen Stärken bewusst machen. Mag.a Waltritsch weiß, wie: „Wer in seine Kraft kommen will, nimmt das Gute aus der bisherigen Lebensgeschichte mit, um sich der eigenen Stärken, Potenziale und Entfaltungsmöglichkeiten bewusst zu werden.“ Es gehe nicht darum, sich mit anderen zu vergleichen, sondern die beste Ich-Version zu entwickeln.

Wohin will ich überhaupt?

 „Gesellschaftlich beizutragen heißt immer, etwas zu verändern“, sagt die gebürtige Osttirolerin. „Und wir Menschen verändern uns nicht gern. Das kann Gegenwind geben.“ Dem standzuhalten hilft, wer alte Denkmuster aufbricht, sich sogar existenzielle Fragen stellt. Zum Beispiel: „Wohin will ich überhaupt?“ Diesen Weg möchte die Trainerin im Lehrgang begleiten. Sie ist überzeugt, „dass der Mensch ein Wunder ist, und wenn mir das klar wird, stellt sich die Frage: Was von diesem Wunder und mit welcher Strategie möchte ich mich entwickeln?

Nüsse knacken und miteinander wachsen

Eine Marke müsse von innen heraus wirken und dies bedürfe Klarheit. Fragen wie Wofür stehe ich?, Was zeichnet mich aus? und Wofür möchte ich einen Beitrag leisten? sind essenziell für eine klare und vor allem authentische Positionierung. „Ich hoffe, dass die Teilnehmerinnen die Nuss knacken und sich der eigenen Kraft und der Kraft des Netzwerkens bewusst sind. Es seien dabei nicht nur Unternehmerinnen von Bedeutung, sondern auch angestellte Frauen und solche, die Familienmanagement umsetzen. „Es geht um gegenseitige Wertschätzung, Ermutigung und um ein Miteinander-Wachsen.

Weltweit Netzwerke knüpfen, regional gestalten

Darin, dass der Lehrgang in Osttirol stattfindet, sieht sie eine große Chance. Hier können Frauen parallel zur eigenen Weiterentwicklung ein Netzwerk in der Region knüpfen. „Als Osttirolerin freut es mich, einen Impuls mitzugeben, dass in meinem Heimatbezirk vielleicht gute nächste Schritte gelingen. Weil es notwendig ist, über den Tellerrand zu schauen – und zwar weltweit – und trotzdem das Regionale zu gestalten.“

Mag.a Kristina Waltritsch lebt in Villach und ist im systemischen Coaching und systemischer Supervision im Bereich Bildung/Personalentwicklung tätig. Sie begleitet Gruppen und Lehrgangsteams in Sachen Veränderungs- und Leitbildprozessen, sie coacht, supervidiert und moderiert.




© Nina Aichner / Dr.in Daniela Ingruber, Ramona Walnder / Mag.a Kristina Waltritsch/


Autorin:
Monika Hoeksema


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