Die Tischlereiausbildung beim Traditionsunternehmen Forcher in Osttirol ist so innovativ wie die Produkte selbst

Sie zählen zu den Besten. Sie lernen von den Besten. Die Auszubildenden der Tischlerei Forcher üben weit mehr als das Hobeln, Sägen und Schleifen, den bloßen Umgang mit Lacken und Leimen, Fräs-, Dreh- und Bormaschinen. Was ihnen Gesellinnen, Gesellen und Meister vermitteln, ist das buchstäbliche Begreifen von Handwerk und Material. Das Ergebnis: ein zeitloses Statement, inspiriert von der Tradition Osttirols, beeinflusst vom internationalen Zeitstil.


Prokurist Andreas Wolsegger bringt es schnell auf den Punkt: Von den derzeit 19 Lehrlingen beschäftigt Forcher vier weibliche Auszubildende. „Das tut dem Unternehmen gut“, lächelt er. Da herrsche gleich ein ganz anderer Ton in der Werkstatt. Anpacken müssten natürlich alle gleich, das heißt – fast gleich. „Für die jungen Frauen ist es heute dank ausreichender technischer Unterstützung viel einfacher als früher“, sagt Wolsegger.


Und natürlich seien die männlichen Kollegen angehalten zu helfen. Früher – damit meint Wolsegger die 1980er-Jahre, schon damals gab es weibliche Lehrlinge, was keineswegs selbstverständlich war. Im September 2021 haben Nina Granitzer, Lisa-Marie Pitterl und Marie-Madelaine Oberwandling ihre Ausbildung bei Forcher begonnen. Die Motivation ist für alle drei dieselbe: „Es ist einfach großartig, mit Holz zu arbeiten, und es ist ein cooler Betrieb.“ Die Maschinen seien alle neu, man sehe viel.

Qualität in der Tischlerlehre

Ausbildung und Qualitätsarbeit gehen bei Forcher Hand in Hand. Unlängst haben fünf Nachwuchstischlerinnen und -tischler ihre Lehre abgeschlossen – drei mit ausgezeichnetem und zwei mit gutem Erfolg. Die Kolleginnen und Kollegen sind darauf ebenso stolz wie die Ausbilderinnen und Ausbilder sowie die Familie Forcher selbst. Das Unternehmen gibt es schließlich seit 1928. Was den Tischlerbetrieb von anderen in Osttirol unterscheidet, „und es gibt viele Top-Firmen im Bezirk“, weiß Andreas Wolsegger, ist seine Exklusivität. Die mehr als 100 Beschäftigten produzieren Möbel für den mittelständischen und gehobenen Möbelfachhandel, für große Hotels ebenso wie für Innenarchitekten und Studios. Betten und Bänke, Badewannen, Schränke und Anrichten, Küchen und Tische werden nach ganz Österreich und Deutschland verladen, nach Südtirol, aber auch nach Russland und Spanien. Kein Schrank, kein Bett mit dem dezent eingefrästen Forcher-Schriftzug ist vorgefertigt. Was produziert wird, ist bestellt. Und so übernehmen Partnerfirmen auch die Montage.


Vom Luxus, am Abend daheim zu sein

Wie das Montieren geht, lernen die Auszubildenden dennoch. „Aufgrund unserer Betriebsgröße können unsere Lehrlinge alle Stationen durchmachen. In einem neuen eigenen Bereich haben sie die Zeit, die Grundvoraussetzungen des Handwerks zu erlernen. Wir brauchen keine billigen Arbeitskräfte. Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter von morgen ihr Handwerk verstehen“, fährt Wolsegger mit Nachdruck fort. Forcher könne alles, nur keine billigen Möbel produzieren. Im Alltag genießen alle Beschäftigten das Privileg, nach Feierabend heimfahren zu können. Sie kommen aus Osttirol und dem Oberkärntner Raum „Das gefällt den Jungen, die eine Familie haben“, erklärt Wolsegger.


Extravaganz – exklusiv von Forcher

Wer bei Forcher eine Tischlerlehre beginnt, startet mit einer Schnupperwoche – es muss schließlich für beide passen – dem neuen Firmenmitglied und dem Unternehmen. Die einen lernen dann über drei Jahre das Tischlerhandwerk, die anderen hängen ein Jahr dran und sind im Anschluss Tischlereitechniker. Die Lehre mit Matura, wie Johanna Klaunzer sie macht, gibt’s auch. Ihr Fazit als Jung-Gesellin: „Es ist eine gleichermaßen lehrreiche wie anstrengende Zeit und einfach ein schöner Beruf.“ Weshalb sie bei Forcher geblieben ist? „Ich bekomme viel zu sehen. Wir fertigen extravagante Sachen, die woanders so nicht hergestellt werden“, lautet ihr Resümee.


Die einzige Abteilung mit Frauenüberschuss ist übrigens in der Tapeziererei, wo die Kolleginnen und Kollegen Polster und Stoffe kreativ ins Rampenlicht setzen.


Nachhaltigkeit im sozialen Bereich

Und ob die Karenzzeit ansteht oder eine berufliche Weiterbildung außerhalb von Osttirol – viele kommen wieder. Neuen Arbeitszeitmodellen gegenüber ist man aufgeschlossen. „Nicht nur das Fertigen langlebiger Möbel zählt für uns zur Nachhaltigkeit“, sagt Wolsegger. Das sei ein Thema, das auch in den sozialen Bereich falle. Es reiche nicht, sich drei Elektroautos vor die Tür zu stellen. „Es soll auch jeder stolz darauf sein, beim Forcher arbeiten zu können.“ Nun, wer durch die Werkhalle geht, vorbei am CNC-Bereich, den Mitarbeitern im Massivholz– und Furnierbereich zuschaut, wer den Mitarbeitenden der Bankabteilung und den Lackierern über die Schulter sieht, der kann sehen, dass das Unternehmen diesen Anforderungen gerecht wird. Wie es eben Tradition ist bei Forcher. Und zeitgemäß.



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Weitere Informationen:

www.forcher.at


Autorin:
Monika Hoeksema


© Gabriel Forcher Tischlerei GmbH



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