Mehr als 1.000 Aufrufe innerhalb weniger Stunden haben gezeigt, wie hoch das Interesse an neuen Arbeitsformen in Osttirol ist: Beim Live-Talk am 5. November – initiiert im Rahmen des Projekts „Vordenken für Osttirol“ ging es um den Wandel im ländlichen Raum.

Co-Working, Co-Workation und auch Remote Work sind hier die Begriffe, die für Optimismus und Aufbruchstimmung stehen.  

Dolomitenstadt-Chefredakteur Gerhard Pirkner moderierte die Gesprächsrunde mit RMO-Geschäftsführer Michael Hohenwarter, der Kalser Bürgermeisterin Erika Rogl und Marketingleiterin der HELLA Sonnen- und Wetterschutztechnik GmbH Pamela Wieser

Nach Jahren in Innsbruck, Wien und Salzburg war es für sie als Rückkehrerin Bedingung, auch von Zuhause aus im Defereggental zu arbeiten.
„Es war mein Herzenswunsch, in die Heimat zurückzukommen“, sagt Pamela Wieser. „Aber ein Quentchen Homeoffice musste von Anfang an sein.“ 

Nun ist es nicht jedermanns Sache, daheim am Küchentisch zu arbeiten. Oft fehlt es an der optimalen Büroausstattung, der richtigen Technologie und natürlich am persönlichen Gespräch.
„Hier kann Co-Working eine Chance sein“, sagt Wieser. Man könne seine Themen bearbeiten und hätte über den Schreibtisch hinaus Interaktion mit anderen Bereichen.  

Mehr als nur arbeiten – gemeinschaftliches Agieren 

Wie das in der Praxis funktioniert, darüber berichtete live zugeschaltet unter anderem Roland Gruber, vom “Public Home office im Schallar 2 in Moosburg”. Seit rund 5 Jahren sitzen dort viele Selbstständige.
Und zunehmend auch Menschen, die Covid-19-bedingt im Homeoffice arbeiten.
„Das kann für viele ein Alptraum sein“, sagt Gruber. „Wir holen die Leute vom Küchentisch weg.“
Die Räume unweit vom Dorfplatz sind großzügig und hell, die Arbeitsplätze modern ausgestattet, selbst Präsentationen können professionell gehalten werden. Moosburg war die erste Gemeinde in Kärnten, die einen solchen übergreifenden Arbeitsraum geschaffen hat.   

In Südtirol steht Hannes Götsch für die „Basis Vinschgau Venosta“.
In der ehemaligen Kaserne kommen Menschen aus Wirtschaft, Kultur, Bildung und Sozialem zusammen. „Jede Region hat ihre Stärken, Schwächen und Kompetenzen“, sagt Götsch.
„Ein Co-Working-Space hat die Aufgabe, das Mindset der Menschen Richtung Kooperation zu öffnen und zukunftsfähige Arbeitsformen zu bilden. Außer klassischen Werkstätten biete die „Basis“ auch eine Residenz mit Wohnungen, Flächen für Kulturvereine, ein ehemaliges Kino, das alle Formate abbilden kann, Kongress, Theater, Club „und alles dazwischen …“ 
Was ihm wichtig ist: Es gehe nicht nur um die Arbeitskultur und schnelleres WLAN, sondern auch um ein geistiges und kulturelles Klima und um gemeinschaftliches Agieren.  


Kals als besonderer Platz – für Gäste wie für Einheimische 

In Kals am Großglockner steht Bürgermeisterin Erika Rogl hinter dieser Idee. „Je mehr wir uns damit beschäftigt haben, desto mehr Chancen haben wir gesehen“, sagt Rogl.
„Mit unseren Räumlichkeiten sprechen wir junge Familien in Kals an, denen wir auch eine Kinderbetreuung anbieten, aber auch Arbeitsnomaden, die nur einen Schreibtisch, Internet und eine Kaffeemaschine brauchen. 
„Besondere Ideen entstehen in besonderen Plätzen“, ist sie sich sicher.
Der Austausch sei wichtig. Hier können sich Menschen treffen, die sich sonst nie getroffen hätten.  
Darunter freilich auch Kalser Gäste. 
Im Rahmen des Co-Workation klappen viele Selbstständige und Remote-Worker ihr Laptop überall auf der Welt auf.  Menschen, die Arbeit und Urlaub verbinden. 

  


Die Unternehmen kann es freuen: „Nicht alle Tätigkeiten zwingen einen dazu, vor Ort zu sein“, sagt Pamela Wieser. „Jeder nicht gefahrene Kilometer ist ein guter Kilometer für einen Betrieb, der auf Nachhaltigkeit wert legt. Und die Vordenker mit Michael Hohenwarter sind wieder einen Schritt weiter: „Interessant ist, wenn Menschen von außen dort neue Ideen reintragen“, sagt Michael Hohenwarter. Da passiere nicht nur ein touristischer Austausch, sondern auch einer auf Arbeitsebene.
„Oft braucht es nur ganz wenig, um neue Impulse in eine Region zu bringen. Hier bringt Osttirol eine gewisse Qualität und das Potenzial mit.
Es gibt nicht mehr die Arbeitswelt und den Arbeitsplatz. Alles wird vielfältiger und bunter, und genau dafür gilt es, ein Angebot zu schaffen. 
Kulturelle und soziale Qualitäten aufzubauen, um urban geprägte Menschen sich im ländlichen Raum anzusiedeln. Hier Prozesse anzustoßen, das ist unser Ziel.“ 

Feuer gefangen? Die nächste Veranstaltung in Form eines interaktiven Workshops zum Thema findet am 18. November um 17 Uhr statt. Anmeldung unter https://eveeno.com/Coworking_auf_dem_Land



Autorin:
Monika Hoeksema
www.mehrsalzmedia.com

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