Die Arbeitsmarktzahlen sind erfreulich: Der Bezirk Lienz verzeichnete im August 2020 ein Plus von 0,3 Prozentpunkten für unselbstständig Beschäftigte im Vergleich zum Vorjahr. Und das, obwohl das Bundesland Tirol insgesamt ein Minus von 1,4 Prozentpunkten vorweist.  

„Die Beschäftigung ist ganz leicht angestiegen“, bestätigt Doris Batkowski, Leiterin des AMS Lienz. „Und 2019 war nach einer Reihe von guten Jahren nochmals ein außergewöhnlich gutes Jahr – mit einer so niedrigen Arbeitslosenzahl wie in den vergangenen 30 Jahren nicht.“ 

Eine Erklärung liefert sie gleich mit: „Der Bezirk hat sich wirtschaftlich sehr gut entwickelt, eine spezielle Situation am Arbeitsmarkt scheint jedoch seit langem gleich zu bleiben: Steigt die Arbeitslosigkeit allgemein in Österreich bzw. in Tirol, wie es beispielsweise während der Wirtschaftskrise 2008/09 der Fall war, steigt sie freilich auch im Bezirk Lienz, aber nicht so ausgeprägt wie in anderen Bezirken. Im umgekehrten Fall, also mit sinkendender Arbeitslosigkeit, ist es ebenso.“ 

Der Grund: Lienz sei branchenmäßig ein gut durchmischter Bezirk: Größter Arbeitgeber im nicht-öffentlichen Bereich sei die Industrie, gefolgt vom Gewerbe mit Bau und Handwerk. An dritter Stelle steht der Tourismus. Dazu kommt: Viele Unternehmen haben ihren Mitarbeitern nicht gekündigt, sondern sie in Kurzarbeit geschickt.
Damit konnten sie ihre Facharbeiter halten, die ohnehin in allen Branchen fehlen. 

Insgesamt meldeten im Bezirk Lienz mit Stand 30. September 82 Betriebe für 514 Beschäftigte Kurzarbeit an. In ganz Tirol reduzierten 16.201 Beschäftigte in 2.329 Betrieben ihre Arbeitszeit.
 „Unterm Strich haben wir die Corona-Zeit bislang verhältnismäßig gut überstanden“ sagt Batkowski. Es gäbe sogar einige Betriebe, die von der Corona-Zeit sogar profitieren würden, weiß INNOS-Geschäftsführer Dr. Richard Piock. 

Beispielsweise Unternehmen wie Liebherr, die einen höheren Absatz an Tiefkühlgeräten verzeichnen; einfach deshalb, weil die Menschen weniger ausgehen und sich vermehrt Vorräte anschaffen.

Ein Trend, von dem auch Tischler, Einrichter und Küchenplaner profitieren. Oder Loacker – Stichwort „mit Schokolade belohnen“. Oder Euroclima, ein Betrieb, der nicht nur davon profitiert, dass mit modernsten Geräten Energie gespart werden kann, sondern auch davon, dass sowohl in der Medizin als auch bei der Lebensmittelproduktion sowie in Privathaushalten vermehrt für guten Luftaustausch gesorgt wird. 

Und die kommende Wintersaison? Eine Prognose will Batkowksi nicht stellen: „Wir hoffen, dass der Tourismus im Winter so gut läuft wie heuer im Sommer. Das hängt allerdings von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel Reisewarnungen anderer Länder etc., welche nicht vom Bezirk selbst gesteuert werden können.“

Beim AMS Lienz sind viele offene Stellen gemeldet, Gewerbe und Handwerk sowie Industrie suchen nach wie vor Fachkräfte, gesucht wird auch Personal in den Tourismusbetrieben für die Wintersaison.  

Und trotzdem: „Wir haben hier die Vorteile, die kleine Hotels und kleine Skigebiete bieten – es gibt keinen Massentourismus“, sagt Dr. Piock. Beziehungsweise – vielleicht kommt der eine oder andere nach Osttirol – sei es als Urlauber oder Wiederheimkehrer.
Und dann vielleicht, um zu bleiben. In dem Fall könnte man sogar dem Fachkräftemangel entgegenwirken … 



Autorin:
Monika Hoeksema
www.mehrsalzmedia.com

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